Genauer müsste es ja heißen: der weiße Riesling. Schließlich ist es diese Rebsorte, die wir meinen, wenn wir vom Riesling sprechen. Denn es gibt ja auch noch die Varietäten „Roter Riesling“ und „Blauer Riesling“, auch wenn diese keine nennenswerte Rolle bei der Weinbereitung spielen.
Der Riesling ist eine sehr alte Rebsorte, daher ist auch die Herkunft nicht ganz sicher geklärt. Sehr lange ging man davon aus, dass der Riesling aus einer Wildsammlung stammt und vom Menschen durch züchterisches Bemühen dazu gemacht wurde, was er heute ist. In den 90er Jahren des letzten Jahrtausends haben aber gentechnische Untersuchungen ergeben, daß es sich beim Riesling um eine Kreuzung des Weißen Heunisch mit einem Traminersämling handelt. Inwieweit das eine beabsichtigte Kreuzung war, ist nicht bekannt.
Einigermaßen gesichert ist jedoch, dass die Rebsorte seit dem 15. Jahrhundert unter diesem Namen bekannt ist.
Anforderungen und Eigenschaften
Einerseits ist der Riesling eine anspruchslose Rebsorte: an den Boden stellt die Rebsorte keine hohen Anforderungen. Andererseits benötigt der Riesling exzellente Lagen um gute Resultate zu liefern. Der Rielsing zählt zu den spät reifenden Sorten und benötigt um auszureifen, Lagen, die genügend Wärme und Sonne bringen.
Eine der hervorragenden Eigenschaften des Rieslings ist es, die Charakteristik der Lage geschmacklich erfahrbar zu machen. Rieslingweine, die auf Schieferböden gewachsen sind, können durch geübte Verkoster sehr klar von Rieslingen unterschieden werden, die beispielsweise auf Keuper gewachsen sind.
In der Tat können Spezialisten anhand des unterschiedlichen Geschmackes teilweise benachbarte Lagen auseinanderhalten.
Das geschmackliche Profil des Rieslings wird zum einen durch deutliche Fruchtaromen und zum anderen durch die prägnante Säure unverwechselbar. Häufig anzutreffende Fruchtaromen sind Pfirsich, Zitrusfrüchte und Apfelnoten. Die Säure spielt immer eine große Rolle: ein Riesling bringt davon immer eine Menge mit!
Durch alle Qualitätsstufen
Gute Rieslinge kann es auf allen Qualitätsstufen geben. Egal, ob als einfacher Qualiltätswein, oder als Trockenbeerenauslese: ein Riesling kann in allen Qualitätsstufen überzeugen.
Dies gilt insbesondere für die edelsüßen Qualitäten. Hier sorgt die rieslingtypische Säure für eine gute Balance zur Süße. Diese Gewächse sind dann meist auch sehr gut lagerfähig und gewinnen im Laufe der Jahre und Jahrzehnte noch an Komplexität und Raffinesse.
Riesling wird zumeist auf traditionelle Weise angebaut. Also entweder in großen Holzfässern, oder in Edelstahltanks. Nur sehr selten findet man Rieslinge, die im Barrique ausgebaut wurden. Das auch mit gutem Grund: der Barriqueausbau tut dem Riesling i.d.R. nicht gut.
Anbauregionen
Alleine in den deutschen Anbaugebieten sind ca. 24.000 ha mit Riesling bestockt – kein Wunder, ist doch der Riesling die wichtigste und renomierteste Rebsorte Deutschlands. Ein weiteres interessantes Detail: um das Jahr 1900 herum, wurden die besten Rieslingweine aus Deutschland zu weit höheren Preisen gehandelt, als die großen Gewächse aus dem Bordeaux!
Aber nicht nur in Deutschland wird Riesling angebaut. Auch Österreich hat eine lange Rieslingtradition und vieles, was in den letzten Jahren aus österreichichen Kellern kam, muss sich vor den deutschen Erzeugnissen nicht verstecken.
Wohl bedingt durch die Nähe zu den rheinischen Anbaugebieten ist es auch nicht verwunderlich, dass es im Elsaß eine lange Rieslingtradition gibt und auch von dort viele gute Gewächse dem Weinfreund angeboten werden. Gleiches gilt für die Schweiz. Aber selbst in Ländern wie Chile, Australien, Neuseeland und Kanada wird Riesling angebaut. Die Ergebnisse dieses Bemühens kommen zwar nur in seltenen Fällen an die Qualität der klassischen Anbaugebiete heran, aber immerhin ist es ein Indiz dafür, dass der Riesling weltweit als wahrhaft große Rebsorte angesehen wird.
Idealer Essensbegleiter
Mit seiner präsenten Säure ist der Riesling ein sehr guter Essensbegleiter – sowohl zu den jeweiligen landestypischen Gerichten, wie auch beispielsweise zu asiatischer Küche. In letzterem Falle sollte man eventuell zu einer leicht restsüßen Variante greifen.
Ganz sicher kann man sagen, dass der Riesling zu den edelsten Rebsorten der Welt gehört. Großartige Weine können aus dieser Rebsorte entstehen – sachgerechte, vorsichtige Behandlung im Weinberg und im Keller vorausgesetzt.
Alles gute Gründe für den Genießer immer einige Flaschen guten Rieslings zu Hause zu haben.
Autor: Martin H. Geiger im August 2005
Dieser Beitrag stammt von meinem Freund Martin H. Geiger, der im Herbst 2009 leider viel zu früh verstorben ist. Martin veröffentlichte auf seiner Webseite viele interessante Beiträgen zu den Themen Wein und Gastronomie. Um die zeitlosen Beiträge zu erhalten, wurden sie von mir hierher umgezogen und wo nötig – ich hoffe ganz im Sinne von Martin – überarbeitet.