Ideologen des Status Quo
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Diskutiert man mit Anhängern etablierter Parteien über die Notwendigkeit zur Mobilitätswende so dauert es nicht lange, bis zur Aussage „Wir wollen niemanden bevormunden!“.

Diese Behauptung fällt manchen immer dann ein, wenn darüber diskutiert wird, wie der öffentliche Raum am Besten im Sinne der Allgemeinheit und zur bestmöglichen Erfüllung aller Bedürfnisse aufgeteilt werden sollte.

Eine zweckgerichtete Aufteilung empfinden sie als Angriff. Ihnen ist natürlich auch klar, dass derzeit eine klare Priorisierung des motorisierten Individualverkehrs erfolgt. Der Status Quo ist das, was sie als „normal“ empfinden. Sie halten den Zustand, dass fast der gesamte öffentliche Raum dem fahrenden und ruhenden motorisierten Individualverkehr gewidmet ist, für normal. Jede andere Nutzung, erscheint ihnen als Beweis ihrer Aufgeschlossenheit, als Leistung, als Beweis „wir tun doch was“.

Eine zweckdienliche und unvoreingenommene Aufteilung des öffentlichen Raumes erscheint ihnen nicht als angemessen und logisch, sondern als „ideologisch“.

Dabei sind sie die „Ideologen“, die andere Menschen bevormunden:

  • Die es Kindern unmöglich machen in der Stadt draußen zu spielen und sich sicher alleine im öffentlichen Raum zu bewegen.
  • Die uns davon abhalten mit dem Rad zu fahren, weil wir ständig mit Angst fahren müssen „übersehen“ zu werden.
  • Die dafür sorgen, dass links Abbiegen für Radfahrer meist doppelt so lange dauert wie für Autofahrer.
  • Die uns zum Anhalten nötigen, obwohl das Abbiegen für Radfahrer völlig gefahrlos möglich wäre.
  • Die uns von der Fahrbahn verdrängen und auf unbrauchbare und gefährliche Radwege zwingen.
  • Die uns dazu zwingen unser Fahrrad in den Keller zu wuchten, weil sicher draußen parken in unseren Städten nur für Autos möglich ist.

Ich wünsche mir von denen, die sich für „konservativ“ und bewahrend halten, weniger Ideologie, mehr Konservativismus im Sinne von „Erhalt und Wiederherstellung einer lebenswerten Umwelt“. Fangen wir einfach mit Nachdenken von vorne an – anstatt einen verkorksten Zustand zur Norm und für erhaltenswert zu erklären. Der Kopf ist bekanntlich rund – damit das Denken auch seine Richtung auch ändern kann…

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